Bild nicht mehr verfügbar.

Russischer Techniker am Gashahn

Foto: reuters/Sergei Karpukhin

Bild nicht mehr verfügbar.

Wiktor Janukowitsch (li.) gratuliert Russlands Premier Wladimir Putin zum Wahlsieg. Bei den Verhandlungen über eine Senkung der Gaspreise konnte der ukrainische Staatschef allerdings kein Entgegen- kommen erreichen.

Foto: Reuters/Nikolski

Auch das Schmeicheln nutzte letztendlich nichts. Wiktor Janukowitsch gratulierte bei seinem Moskau-Besuch Wladimir Putin zum Sieg bei der Präsidentschaftswahl und erklärte ihn zum Garanten "für Stabilität in Osteuropa". Dafür gab es zwar ein Lächeln vom russischen Premier, aber nicht den erhofften Rabatt beim Gas.

Der Gaspreis ist seit langem ein Streitthema zwischen Kiew und Moskau. Derzeit zahlt die Ukraine 412 US-Dollar pro 1000 Kubikmeter Gas. Ein fairer Preis seien maximal 250 US-Dollar, meint der ukrainische Präsident, der vor der Moskau-Visite seine Kritik am Vertrag erneuerte, indem er ihn als "falsch und ungerecht" bezeichnete. Die ukrainische Ex-Premierministerin Julia Timoschenko sitzt ja bekanntlich eben wegen jenes Vertrags in Haft, die neue ukrainische Führung wirft ihr Amtsmissbrauch bei der Unterzeichnung vor.

Moskau zeigt sich davon wenig beeindruckt und beharrt auf der Erfüllung des Kontrakts. Rabatte knüpft der Kreml an zwei Bedingungen: Erstens soll Gasprom am Betrieb des ukrainischen Pipelinesystems beteiligt werden. Zweitens fordert Moskau Kiew zum Eintritt in die Zollunion auf, der bisher neben Russland nur Weißrussland und Kasachstan angehören.

"Nimmst du teil, hast du Privilegien, wenn nicht, dann können Probleme auftauchen. Diese Position haben wir versucht, den Chefs der Länder mit Beobachterstatus zu vermitteln", erklärte Russlands Präsident Dmitri Medwedew. Unschwer zu erkennen, dass sich die Spitze gegen Janukowitsch richtet.

Kiew ziert sich

Denn die Ukraine weigert sich, sehr zum Ärger der russischen Führung, der Zollunion beizutreten. Die Vereinigung ist der Vorläufer einer Eurasischen Union, die Putin zur Vision seiner nächsten Amtszeit auserkoren hat.

"Stimmt Kiew dem Beitritt in die Eurasische Wirtschaftsunion zu, würde sie sofort zu einer mächtigen regionalen Struktur", erklärt der Politologe Fjodor Lukjanow das russische Werben um die "ukrainische Braut".

Nachdem Russland im Wettlauf mit den USA und China nicht mehr mithalten kann, strebt der Kreml zumindest den Status einer regionalen Großmacht an, begrenzt auf den Raum der ehemaligen Sowjetunion. Die Eurasische Union wäre das ideale Instrument dafür, denn trotz aller Bekenntnisse zur Gleichberechtigung ist Russland der mit Abstand wichtigste Teilnehmer einer solchen Vereinigung und würde natürlich die erste Geige spielen. (André Ballin, DER STANDARD, 22.3.2012)